Susanne Walka, MSc

Masterthesis

Der Titel meiner Masterthesis, verfasst am „Department für Psychotherapie und Biopsychosoziale Beratung“ im Fachbereich „Psychosoziale Beratung“ an der Donauuniversität Krems, lautet: „Wenn das Unerwartete sichtbar wird. Kunsttherapeutische Methoden in der psychosozialen Beratung.“

Die Literaturrecherche zu Kreativität und Gesundheit, Kreativitätsförderung und Ressource-Orientierung, phänomenologischen Fragen zur Wahrnehmung und neurowissenschaftlichen Erkenntnissen führt weiter zu einem Überblick über die Kunsttherpielandschaft in Österreich. Das Herzstück der Thesis bildet der Blick auf das kreative Werk/die Gestaltung/das Bild, worin das „Unerwartete“ sichtbar wird und für die Selbstentwicklung genutzt werden kann. Die Theorie und Methodik der „Phronetischen® Kunsttherapie“ leitet zum Praxisteil über, in dem eine mit Hypothesen ergänzte Falldarstellung einer psychosozialen Beratung mit kunsttherapeutischen Methoden vorgestellt wird.

Da die Masterthesis ganz von meinem persönlichen Interesse geleitet wurde, verstehe ich sie auch als eine Art Visitenkarte meiner konkreten Arbeit in der Praxis. Darum ist es mir ein Anliegen, sie Interessierten zur Verfügung zu stellen.

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1 Beratung – Kunst – Wahrnehmung

Gesundheitsvorsorge, Kreativitätsförderung und Ressource-Orientierung sind wichtige Teilaspekte der psychosozialen Beratung. Ästhetische Erfahrungen gehören zu unserem Menschsein. Kunst entsteht im Spannungsfeld mit der Kultur und Natur und hat darüber hinaus auch eine soziale und gesellschaftsbildende Bedeutung (Welsch, Liessmann). Phänomenologisch haben Bilder einen Eigensinn und bilden dadurch einen Ort der Begegnung. Die Grundlage für die Resonanz von Gehirn und Organismus und für bewusstes Erleben bildet unser Körper. Das Gehirn zeigt sich als Beziehungsorgan, das in seiner Entwicklung der Ergänzung von emotionalen, sozialen und intellektuellen Kompetenzen durch andere bedarf (Fuchs).

2 Bunte Kunsttherapielandschaft

Die Kunsttherapie, die sich aus einer Vielzahl von Ansätzen mit unterschiedlichen psychotherapeutischen Bezügen im 20. Jahrhundert entwickelt hat, zeigt sich in Österreich mit besonderen Herausforderungen. Das Berufsbild unterliegt keinem rechtlichen Schutz. Die Ausbildung gilt als Weiterbildung im engeren Sinn, dadurch sind  KunsttherapeutInnen in vielen Arbeitsfeldern (etwa im pädagogischen und klinischen Kontext, in der Rehabilitation) tätig. KunsttherapeutInnen in freier Praxis begleiten Menschen durch eine Krise hindurch im Sinne der Gesundheitsförderung, behandeln aber keine Menschen mit krankheitswertigen Störungen. Fachverbände und Ausbildungsinstitute sind gefordert, im internationalen Vergleich, Qualitätssicherung, kollegialen Austausch und die Durchführung von Forschungsprojekten zu fördern. Die wechselseitige Ergänzung von psychosozialer Beratung und Kunsttherapie ist eine Möglichkeit einen wissenschaftlichen Beitrag zu leisten, um mehr Klarheit und Nachvollziehbarkeit der kunsttherapeutischen Tätigkeit zu fördern.

3 Das kreative Werk als Ressource

Im Beziehungsraum zwischen KlientIn und BeraterIn zeigt sich das kreative Werk als das „Unerwartete“ und muss unvoreingenommen und absichtslos erwartet werden (Schmeer). Der kreative Prozess selbst bietet ein Potential für die Persönlichkeitsentwicklung (Schottenlohe) und Selbstwahrnehmung. Wort und Bild werden hier als gleichwertig angenommen. Die Ressource aus der Gestaltung erschließt sich daher auch im anschließenden Klärungs- und Ordnungsprozess durch Fragen zum Werk und seiner Entwicklung, aber auch durch die Anerkennung des Geleisteten und die Umsetzung in konkrete Handlungsschritte. Farbe, Form, Qualität, Material zeigen unterschiedliche Wirkweisen.

4 Der Ansatz der Wiener Schule für Kunsttherapie (WSK): Die „Phronetische® Kunsttherapie“

Dabei handelt es sich um einen system- und entwicklungspsychologisch orientierten Ansatz, der von Irmgard Maria Starke in den 80er Jahren als eigenständige Theorie und Methodik entwickelt wurde. Der Gestaltungsprozess wird als Ordnungsprozess gesehen, wo innerliche Erstarrungen gelöst werden können. Die „Lebensbewegung“ ist hier die Integrationsdynamik, die der Selbstaktualisierungstendenz des Menschen entspricht und einen veränderten Umgang und eine neue Ordnung zwischen Ich und Umwelt ermöglicht. Besonders wichtig in der Begleitung ist die offene Haltung für das anders Sein, das anders Denken, das Fremde und das Zurücknehmen und korrigieren eigener Projektionen und Wahrnehmungen. Dieses lebendige Mitschwingen mit dem Gegenüber und dem Leben wird in der Phronetik „Aktive Communio“ bezeichnet.

5 Eine psychosoziale Beratung mit kunsttherapeutischen Interventionen: Das Unerwartete zeigt sich

Der Praxisbericht dient der Dokumentation der praktischen Tätigkeit auf der Grundlage der Nachvollziehbarkeit, auf subjektivem Weg wird hier eine intersubjektive Vermittlung angestrebt. Das was sich zeigt, das Unerwartete in der kreativen Gestaltung, wird mit Hypothesen zum Prozessverlauf und zum Ergebnis ergänzt. Dadurch wird das Besondere der kunstorientierten und kunsttherapeutischen Methoden in der psychosozialen Beratung vor allem im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung und Kreativitätsförderung deutlich, etwa in der Anreicherung an ganzheitlichen Erfahrungen, der Förderung der Selbstwahrnehmung und aktiven Umsetzung erster Veränderungsschritte, denn Tun schafft Wirklichkeit.

6 Resümee

Literatur-, Abbildungs-, Abkürzungsverzeichnis


http://webthesis.donau-uni.ac.at/thesen/93365.pdf